8. März 2020: Internationaler Frauentag 

Was haben Angola, Kuba, Nord Korea, Vietnam und Berlin gemeinsam?
In allen ist der 8. März, der internationale Frauentag, ein offizieller Feiertag. Wir befinden uns also in Berlin in illustrer Gesellschaft, aber sehr kleiner Gesellschaft.  Das ist umso bedauerlicher, weil die Idee zu einem Internationalen Frauentag von den deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Dunker kam, die auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen vorschlugen, einen internationalen Frauentag einzuführen,  der 1911 zum ersten Mal in einigen europäischen Ländern durchgeführt wurde. Das eigentliches Datum, der 8. März (nach dem russischen Kalender der 23. Februar) wurde zu ehren der Frauen von Petrograd (St. Petersburg) festgelegt, denn an dem Tag streikten die  Bewohnerinnen der armen Stadtviertel:  Arbeiterinnen, die Ehefrauen von Soldaten und erstmals auch Bäuerinnen gingen gemeinsam auf die Straße und lösten so die Februarrevolution aus.

Das vorherrschende Thema war in den ersten Jahren die Forderung nach dem Frauenwahlrecht. Das haben wir in den meisten Ländern der Welt erreicht.  Und mit leichtem gesetzlichem Druck steigt auch die Anzahl von Frauen in den Aufsichtsräten in Deutschland. Beim Dax liebt sie immerhin schon bei über 35%. Das kann man von den Vorständen und Spitzen der Verwaltungen wirklich nicht behaupten. In den Vorständen sind es noch nicht einmal 10%, stellt der Albright Bericht vom September 2019 fest in “Entwicklungsland: Deutsche Konzerne entdecken erst jetzt Frauen für die Führung” . Es scheint leider nicht ohne das Gesetz für die Frauen in den Vorständen zu gehen. Und der Artikel in der Zeit  über die Hans-Bremse  hat uns gezeigt, dass es in den Behörden und Ministerien nicht anders aussieht. Der Anteil von Frauen im Bundestag ist 2017 um über 5% gesunken. Und auch der erste Übergang von einer Parteichefin zu Parteichefin ist leider nicht von Dauer gewesen. Wir haben folglich immer noch alle Hände voll zu tun, um nach dem Wahlrecht auch die gleiche Teilhabe in Politik und Wirtschaft zu erreichen.

Und jetzt kommt verstärkt noch die Gefahr einer neuen Ungleichheit hinzu.  Durch Künstliche Intelligenz. Da gibt es HR KI Systeme, die Bewerbungen auswerten und weil sie maßgeblich mit männlichen Lebensläufen gefüttert worden sind, vergeben sie von sich aus Malus Punkte für Kriterien wie “Women College” oder Mädchenschule. Und weil man diesem KI System das nicht austreiben konnte, wurde es still und leise wieder eingestampft. Caroline Criado-Perez hat es in ihrem Buch “Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert eindringlich beschrieben, und Cathy O’Neils “Weapons of Math Destruction”  liest sich streckenweise  wie ein Science Fiction Horror Roman.  Transparenz für KI und intensive Mitarbeit bei der Erstellung von KI Systemen sind extrem wichtige Aufgaben, die für Frauen hinzugekommen sind. Der 8. Mai als Internationaler Frauentag hat nichts von seiner Aktualität und seiner Bedeutung für uns verloren.