st21Die Study Tour 2021 fand, wie vieles in Zeiten von Corona, zum ersten Mal digital statt, nachdem die bereits für Dezember 2020 geplante Brüssel-Reise abgesagt werden musste. Rund 60 Teilnehmer*innen nutzten die Chance von zuhause aus, zu einer außen- und sicherheitspolitischen Tour d´horizont aufzubrechen. Dieses Jahr fand die Study Tour nicht unter einem konkreten Banner statt, sondern beleuchtete verschiedene aktuelle Themen und bot ein breites Spektrum an Inhalten an. Von Zoomfatigue war dann von 17. bis 19. November 2021 keine Spur.

Das gemeinsame On Tour-Sein samt gemütlichem Beisammensein im Restaurant, Verquatschen in der Hotellobby oder Spazier-Netzwerken zwischen Terminen, das die Study Tours so besonders macht, ließ sich natürlich nicht so im Digitalen abbilden. Aber wir haben trotzdem versucht den WIIS.de-Spirit zu entfachen. Zum einen gab´s eine Goodie-Box für die early birds unter den Teilnehmer*innen. Zum anderen probierten wir eine neue Plattform aus: Hopin. Mit deren Netzwerktool war das Kennenlernen untereinander und Netzwerken (bei stabiler Verbindung) ein echtes Erlebnis.

Was war sonst noch neu? Aus der Agenda, die aus sechs Themenblöcken und fünf Netzwerksessions bestand, konnten die Teilnehmer*innen, nach einem Baukastensystem sich frei aussuchen an welchen bzw. wie vielen Veranstaltungen sie teilnehmen möchten. Neuheit dieser Study Tour war außerdem, dass bewusst aus dem Angebot innerhalb WIIS.de geschöpft wurde. Bei der Gestaltung brachten sich verschiedene Teams ein: die Regionalgruppen München und Hamburg sowie das After Work- und Tech Talk-Team. Dafür nochmal an dieser Stelle lieben Dank an diese Gruppen!

Die Study Tour eröffneten am Mittwoch offiziell WIIS.de-Präsidentin Dr. Armgard von Reden und Konferenz-Host Laura Mack. Nach dem Kick-off ging es für die Teilnehmer*innen in die erste 45-minütige Networking-Session. Hier konnten sich die Teilnehmer*innen persönlich kennenlernen. Dass Hopin für ein randomisiertes Speeddating jeweils zwei Teilnehmer*innen zu einem 3-minütigen Videocall matcht wurde von den Teilnehmer*innen sehr positiv aufgenommen. Im Verlauf der Tour gab es insgesamt fünf solche Networking-Sessions.

Beim anschließenden After Work berichtete unter dem Titel „Wir sind Kameraden auf See“ Korvettenkapitän Tanja Merkl von ihrer Zeit als Kommandantin des Mienenjagdboots Datteln. Was es bedeutet die Führung zu haben, die fachlichen und menschlichen Herausforderungen an Bord mit einer 45-köpfigen Mannschaft zu meistern, schilderte Tanja Merkl sehr eindrücklich. Entsprechend begeistert waren die Teilnehmer*innen von den gewährten Einblicken in den Einsatzalltag einer Kommandantin und ihren offenen Worten dazu. Moderiert wurde die Session von Ann-Sophie Schumm und Amelie Stelzner-Doğan.  

Am Donnerstag ging es los mit den sicherheitspolitischen Implikationen der Bundestagswahlen 2021. Angesichts der Diskretion bei den noch laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP war bei den 30 Teilnehmer*innen das Interesse an Einschätzungen aus dem politischen Betrieb groß. Dr. Anastasia Vishnevskaya-Mann, Vorsitzende der Sicherheitspolitischen Vereinigung von Parlamentsmitarbeitern, gab einen pointierten Ausblick auf mögliche Akzentverschiebungen, Neuausrichtungen und anzugehende Aufgaben auf der Grundlage einer kritischen Bestandsaufnahme der letzten Groko-Jahre. Ihrem Impulsvortrag und der offenen Diskussion stellte die Wissenschaftliche Mitarbeiterin einer FDP-Abgeordneten voran als Privatperson zu sprechen. Moderiert wurde die Session von Laura Mack.

Nachmittags stand das Thema Terrorismus auf dem Programm: „Terrorismusbekämpfung vs Prävention von gewaltbereitem Extremismus – Konflikt oder Koexistenz?“. Dabei ging es spezifisch um die Handlungsmöglichkeiten der EU und anderer relevanter Akteure im Bereich Prävention von gewaltbereitem Extremismus und Terrorismusbekämpfung. Friederike Wegener, Europäische Kommission, und Miriam Heß, DGAP, nahmen jeweils die potenziellen Schwierigkeiten in den Blick. Sie zeigten an einem Fallbeispiel wie problematisch umgesetzte Terrorismusbekämpfung zu Konflikten für die Ausstiegsarbeit aus (islamistischem) Extremismus führen kann. An die informationsreichen Vorträge knüpfte Paula Köhler als Moderatorin eine spannende Diskussion an.

Der Tech Talk für Einsteiger*innen setzte einen ganz anderen sicherheitsrelevanten Schwerpunkt, nämlich „Privacy in Machine Learning“. Warum das Thema Privatsphäre und Datensicherheit bei Maschinellem Lernen nicht nur für Nerds spannend ist, sondern auch für Nutzer*innen von Plattformen wie Netflix von Bedeutung ist, veranschaulichte in ihrem sehr verständlichen und interessanten Vortrag Franziska Boenisch vom Fraunhofer AISEC. Moderiert wurde der Talk von Esther Kern.

Freitagvormittag widmete sich die Study Tour dem Thema Green Defence. Unsere Referentin Raphaela Engel, EEAS, gab einen Einblick in die derzeitigen und zukünftigen Schnittstellen von Klimawandel und Sicherheitspolitik. Speziell gab sie einen Überblick über die zahlreichen schon laufenden Projekte der EU und welche Handlungsmöglichkeiten diese Organisation bzw. gewisse Mitgliedstaaten und Partner haben. Dieser Themenblock wurde von WIIS.de Hamburg organisiert und von Hannah Schier moderiert.

Große Resonanz fand auch die letzte Veranstaltung der Tour, die von WIIS.de München organisiert wurde. Andrea Rotter, Leiterin Außen- und Sicherheitspolitik bei der Hanns-Seidel-Stiftung, und ihre Kollegin aus dem Bereich Wirtschaft und Handel, Dr. Claudia Schlembach, blickten über den Atlantik auf die außen- und wirtschaftspolitischen Impulse der Biden-Administration. Was sich mit Präsident Biden verändert oder nicht und wie es um die transatlantischen Beziehungen bestellt ist, wurde lebhaft diskutiert. Die Moderation übernahm hier Dr. Mirijam Koch.
    
Das Study Tour-Team bedankt sich herzlich bei allen Referent*innen, Organisator*innen und Teilnehmer*innen für die vielseitigen drei Tage voller Impulse, informierter Diskussionen und reger Beteiligung!

Besonderen Dank auch an das Social Media-Team, das vor und während der Study Tour für Sichtbarkeit und Resonanz im Netz sorgte!  

Wir freuen uns auf die nächste Study Tour, die uns dann hoffentlich in eine europäische Metropole bringt und uns Gespräche vor Ort führen lässt.

Eure Tatjana Vogt, Laura Mack, Paula Köhler, Helene Kuchta, Lena Strauß, Amina Hussein, Hannah Schnier und Claudia Marggraf (für ursprüngliche Tour 2020)